Lippenbekenntnisse in Yokohama

China soll seine Währung nicht abwerten, fordern die USA. Beim Dollar sehen die Amerikaner die Sache aber nicht ganz so eng.

Ganz super. Am Sonntag haben sich die USA, China sowie alle anderen Länder der Asiatisch-pazifischen Region zu Historischem bekannt: Auf die Abwertung von Währungen zur Exportankurbelung solle verzichtet werden.

Wie viel dieses offizielle Bekenntnis wert ist, wird klar, wenn man sich die Äußerungen von Chinas Präsidenten Hu zu Gemüte führt: Die Volksrepublik wolle selbstverständlich die Binnennachfrage ankurbeln, sagte er in Yokohama, und er bekenne sich natürlich auch zu einer Reform seines Währungssystems. Klar sei halt leider auch, dass dies nur „nach und nach möglich“ sei.

Sehr bemüht klingt das nicht, man kann es ihm aber auch nicht verdenken: Die USA, die stets mit erhobenem Zeigefinger gen China fuchteln, haben gerade erst beschlossen, 600 Milliarden Dollar in die Finanzmärkte zu pumpen. Das Ziel ist dabei natürlich, den Dollarkurs zu schwächen – und die Exporte anzukurbeln.

Schon originell: Die Amerikaner beschuldigen China der Wechelskursmanipulation und werfen gleichzeitig die Notenpresse an, um ihre eigene Währung zu drücken. US-Präsident Obama sagt dazu nur, er sei von der US-Wirtschaftspolitik noch nie so überzeugt gewesen wie jetzt. Er muss überzeugter Einbahnstraßenfahrer sein.

E-Mails an: hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2010)

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